Donnerstag, 31. Mai 2012

Geschüttelt, nicht gerührt: Caffè Shakerato

James Bond hätte seine helle Freude an dieser Kaffeespezialität gehabt. Nichts hätte ihn nach seinen körperlichen Aktivitäten unterschiedlicher Natur wieder so schnell auf die Beine gebracht, um die Welt zu retten, wie ein Caffè Shakerato! Ganz stilecht wird zudem diese italienische Caffè-Spezialität in einem Martini-Glas serviert - kann man kalten Kaffee eleganter geniessen?




Caffè Shakerato aber ist nicht einfach nur kalter Kaffee. Er erhält seinen aromatischen Kick erst durch das schockartige Runterkühlen, ähnlich wie beim amerikanischen Ice-Tea, in dem man die heiße Flüssigkeit über Eiswürfel gießt. Witzig ist übrigens das Wort selbst;  eine Mischung aus dem englischen "Shake" mit einer italienischen Partizip Perfekt-Endung - sprich "Schakerato" - mit "a", denn die wenigsten Italiener sprechen "shake" entsprechend der korrekten Auspracheregel wie  "ʃeɪk" aus.
Eigentlich mag ich ja keinen gesüßten Kaffee, auch kein Kaffee-Eis oder süße Dessert-Crèmes mit Kaffeegeschmack. Selbst Tiramisu gehört nicht zu meinem Lieblingsdolce, aber bei Caffè Shakerato mache ich gerne eine Ausnahme.

Dienstag, 29. Mai 2012

Der sommerliche Immergeher - Pasta fredda


Als großer Pastafan "brauche" ich  auch bei großer Hitze regelmäßig einen Teller meiner geliebten Nudeln, und zu meinen Lieblingsgerichten gehört im Sommer dieser italienische Nudelsalat. Pasta Fredda habe ich vor einigen Jahren bei Freunden zum ersten Mal gegessen, und seitdem kommt er regelmäßig auf den Tisch. In der Grundversion, die ich hier, wenn man von den Kapern absieht, widergebe, findet man ihn in der heißen Jahreszeit neben den üblichen Tramezzini und Panini auch in vielen Bars der Stadt. Dieses Gericht ist wunderbar ausbaufähig. Gerne füge ich ich noch in Streifen geschnittene Peperoncini hinzu (aber nur, wenn ich ihn nicht für italienische Gäste zubereite, die nach meinen Erfahrungen kein scharfes Essen mögen) oder Oliven der Sorte "Taggiasche", die ich besonders wegen ihres Geschmacks schätze. In Italien wird diese Pasta gerne auch mit etwas zerpflücktem Thunfisch aus Konserven gegessen, aber ich mag ja nichts, was unter einer Wasseroberfläche lebt...



 
Das wirklich sommerliche Wetter läßt in Italien wie im vergangenen Jahr noch auf sich warten, aber ich fürchte, es wird dann ganz plötzlich wieder ohne Übergang extrem heiß. Im Juli und August passiert es oft, dass tage-, ja wochenlang die Temperaturen über 35 Grad und mehr steigen. Manchmal kühlt es dann nicht mal mehr am Abend ab, und ich habe es schon erlebt, dass in Restaurants alle in die klimatisierten Innenräume flüchteten.
Ich erinnere mich an einen Sommerabend vor zwei Jahren. Es war einfach mörderisch heiß, und wir hatten geplant, den Abend in einem Restaurant im Freien zu verbringen. Ein paar Glückliche hatten noch einen Platz im Innern ergattert, wir anderen saßen draussen und fächelten uns mit den Speisekarten etwas Luft zu. Mein Mann wollte aufstehen und wieder gehen, ließ sich dann aber gerade noch zu einem schnellen Essen überreden.

Sonntag, 27. Mai 2012

Das Beste, was aus einer Wassermelone werden kann: Gelo di mellone

Sicher haben sich einige, die mein Blog von Anfang an verfolgt haben, schon gefragt, was wohl diese puddingartigen roten Teilchen auf meinem alten Header waren. Das Foto habe ich nun aktualisiert, das Dessert aber ist dasselbe geblieben - und heute soll das Geheimnis gelüftet werden!





Zu meinen Lieblingsdesserts aus Sizilien gehört unangefochten Gelo di mellone. Wenn im deutschsprachigen Raum von Melonen die Rede ist, so schließt das auch die Wassermelonen ein. In Italien aber gibt es für eine Wassermelone unterschiedliche Bezeichnungen je nach Region. Nur in Sizilien, und auch in einigen Teilen Süditalien, wird eine Wassermelone als "mellone" bezeichnet - und auch nur dort wird sie mit zwei "l" geschrieben. Darüber hinaus gibt es noch verschiedene dialektale Bezeichnungen wie etwa "miluni". Im übrigen Italien meint man eine Honig- oder Netzmelone, wenn man von "Melone" spricht. Zurück zur Wassermelone: Im Norden und in den östlichen Teilen des Stiefels einschließlich der oberen Adriaküste  werden diese als "Anguria", im westlichen Mittelitalien bis zur Südspitze Latiums als "Cocomero" bezeichnet.
Mir ist es auch schon passiert, dass ich in Norditalien einmal Cocomero bestellte und nur groß angeschaut wurde. In Sardinien heißen Wassermelonen übrigen "Sindria", in Pescara "Citrone" und in einem Teil Kalabriens "Zi pangolo".

Samstag, 26. Mai 2012

Streng nach Gesetz - fast: Tagliatelle al ragù

Niemals würde man in Bologna und Umgebung dieses Pastagericht mit Spaghetti servieren! Nein, niemals! Zwar hat es als "Spaghetti alla Bolognese" einen Siegeszug rund um dem Globus angetreten und ist das Lieblingsgericht vieler Kinder, aber mit dem ursprünglichen feinen Pastagericht hat das, was da auf den Speisekarten der Touristenfallen vom Gardasee bis Sizilien zu finden ist, nichts mehr zu tun.
Da gehört - bitte - auch kein Knoblauch oder gar Origano, jenes so fatal überschätzte Kraut, in den Sugo!





Keinesfalls möchte ich hier das allein seligmachende  Rezept widergeben - so anmaßend bin ich nicht -, auch gibt es verschiedene Versionen für die Fleischsauce. So wird in einigen Rezepten Weißwein verwendet, man kann gemischtes Hackfleisch nehmen oder auch kleingeschnittene Pancetta mit anbraten. Auch ein Klecks Butter zum Olivenöl ist nicht falsch.

Freitag, 25. Mai 2012

Schnell was Süßes - White-Chocolate-Muffins

Muffins sind einfach ideal, wenn man zwischendurch Lust auf etwas Süßes bekommt - ja, das passiert auch mir! Für einfachere Versionen hat man meist alle Zutaten im Hause, sie sind schnell gebacken und darüber hinaus kann man sie auch wunderbar portionsweise einfrieren.


Zu meinen Lieblingsmuffins gehören die mit weißen Schokoladen-Stückchen - ich liebe weiße Schokolade! Man kann dafür entweder zwei Tafeln weiße Schokolade kleinhacken, was ein weniger angenehmer Arbeitsschritt ist,  oder einfach Schokotröpfchen verwenden. Leider waren diese Tröpfchen entgegen den Versprechungen auf der Packung nicht  "backstabil".


Dienstag, 22. Mai 2012

Brunch mit französischem Flair - Brioches

Demnächst ist ein Brunch bei uns geplant. Brioches sollen diesmal die  Kaffeetafel ergänzen. Obwohl ich auch in der ersten Tageshälfte eher für Herzhaftes zu haben bin, soll dieses kleine, feine Gebäck meinen Gästen nicht fehlen. Mit einem Klecks frischer Butter und etwas selbstgemachter Erdbeermarmelade - zur Zeit regnet es ununterbrochen, und ich koche seit gestern Marmeladen ein - könnten sie auch mich zum Naschen verführen. Als "Brioches" werden in Italien manchmal auch die zum Frühstück an der Bar beliebten Cornetti bezeichnet, ich aber backe das französische Original - nun ja, ich hoffe es zumindest, dass es das ist.


Geärgert habe ich mich heute aber auch schon. Ich habe frische Hefe gesucht, und man sollte meinen, dass diese banale Zutat doch überall in den Kühlregalen der Supermärkte Roms zu finden sein sollte. Im Regen lief ich nun herum, bepackt in der einen Hand mit einer schweren Tüte vom Markt voller Aprikosen, in der anderen bestückt mit Schirm, und klapperte die Läden ab. Ein etwas größerer Supermarkt im Zentrum hatte um ein Kühlregal erweitert - voller abgepackter und vorgefertiger Panini und Tramezzini der Marke "Pappdeckel" sowie Limonade in Dosen. Eine Angestellte räumte da gerade lustlos herum, und auf meine Frage, ob es denn auch frische Hefe gebe, antwortete sie nur mit einem Schulterzucken: "Wurde nicht geliefert!" Nun ja. Das alte Problem. Ich wohne halt in einer Stadt, die auch vom Tourismus lebt. Und danach richtet sich leider auch manchmal das Angebot der Supermärkte.
So, genug gemotzt. Einkaufen in der Innenstadt ist ein Kapitel für sich. Schließlich wurde ich in einem Supermarkt in der Nähe des Pantheons doch noch fündig.
Nach Hause ins Trockene! Tee trinken! Abregen! An die Arbeit!

Freitag, 18. Mai 2012

Spaghettitesten macht hungrig ... auf "Amatriciana"!

Was für eine ernste Angelegenheit Spaghettitesten ist, habe ich heute in Rom erlebt. Als Beobachter war ich von dem größten italienischen Pastahersteller zu einem Verbrauchertest eingeladen worden. In einem Hotel unweit der berühmten Via Veneto, Schauplatz der "Dolce Vita" in den sechziger Jahren, sollten zehn Frauen zwischen 25 und 55 Jahren - nicht voll beruftstätig, aber auch keine Hausfrauen, darüber hinaus aus Rom stammend - Spaghetti testen. Keine der Frauen wußte im Gegensatz zu den wenigen anwesenden Journalisten, welcher Hersteller diese "Spaghetti-Probe" ausgerichtet hat. Der will gerade in allen Ecken Italiens erfahren, wie die Italiener seine Nudeln und die der Konkurrenz erschmecken.


Wie auf Schulbänkchen saßen da also die geladenen Signore, zum Schweigen verpflichtet und mit ausgeschaltetem Handy. Alles, was mit Essen zu tun hat, ist in Italien eben eine heilige Handlung! Es war teilweise so still, dass man einen zu Boden gefallenen Spaghetto hätte hören können...



Mittwoch, 16. Mai 2012

Petto di pollo al limone con insalata di fagiolini

Entsprechend den südeuropäischen Gewohnheiten essen wir sehr spät zu Abend.  Es ist dann unsere Hauptmahlzeit, und in der Regel kommt etwas Warmes auf den Tisch. Wenn die Tage wärmer werden - noch ist es abends ziemlich kühl -, darf es gerne auch mal kalte Küche sein.



Den heißen Sommer schon ahnen läßt ein in Zitronensaft geschmortes und mit Rosmarin und Knoblauch aromatisiertes Hühnchenbrustfilet. Die schönen Bohnen, die es heute auf dem Campo de' fiori gab, machten mir die Wahl einer Beilage leicht: Es gibt dazu einen Bohnensalat mit getrockneten Tomaten und - ganz unitalienisch - Fetakäse.

Dienstag, 15. Mai 2012

Mein Lieblings-Erdbeereis

Seltsamerweise bestelle ich in einer Gelateria niemals Erdbeereis. Viel lieber nehme ich Schokoladiges, Joghurt- oder Vanilleeis, aber auch ausgefallene Sorten wie Zimt/Ingwer- oder Honigeis können mich verführen. Aber ich bin eh nicht so der große Eisliebhaber; das war ich schon als Kind nicht. Vor die Wahl gestellt: Eis oder Salamibrot - ich hätte immer zu Letzterem gegriffen.
Nun muß ich aber zugeben, dass es in Rom schon wirklich ausgezeichnetes Eis gibt, und so führt mich mein Weg an heißen Tagen schon mal in eine Gelateria.
Zurück zum Erdbeereis. Diese Sorte schmeckt mir nur selbstgemacht!


Wie man professionell Eis herstellt, habe ich vor zwei Jahren in einem Kurs bei Bologna gelernt und auch darüber berichtet. Sehr viel einfacher geht es dagegen in meiner Küche zu. Mein selbstgemachtes Erdbeereis kann man auch ohne Eismaschine zubereiten, sehr viel cremiger wird es dagegen, wenn man eine solche zur Verfügung hat. Jetzt habe ich ein uraltes und ziemlich primitives Teil für die häusliche Speiseeiszubereitung wieder reaktiviert, um heute rasch ein paar Erdbeeren in diese Schleckerei zu verwandeln.

Freitag, 4. Mai 2012

Frühlingsgefühle auf dem Teller - Risotto alle fragole

Der Jasmin fängt zu blühen an und seinen betörenden Duft zu verbreiten. Auf dem Markt werden die aromatischen Erdbeeren aus Terracina angeboten, einem Städtchen im südlichen Latium, von denen ich mir fast jeden Tag ein Schälchen gönne.
Kurz: Frühling allerorten - auch auf dem Teller mit einem ungewöhnlichen Risottogericht. Ein schönes, leichtes Essen auch zum Wochenausklang, und somit ein Beitrag für Tobias' Kochbasar am Wochenende.



Donnerstag, 3. Mai 2012

Marktinspirationen - Tonnarelli all'asparagina selvatica

Für mich heißt dieses Pastagericht ganz einfach "Pasta Campo de' fiori", denn auf diesem Markt entdeckte ich Mitte der neunziger Jahre zum ersten Mal wilden Spargel und erhielt gratis gleich ein Rezept vom Marktmann dazu - ja, er schwärmte förmlich von diesem Gericht. Er möge keinen Käse, erzählte er mir, aber da mache er eine Ausnahme: es gehöre unbedingt Pecorino Romano zu dieser Pasta, und erst die Pastasorte:Tonnarelli müssen es sein! Nun ähneln Tonnarelli den Spaghetti, gehören aber zur Pasta all'uovo  - also Eiernudeln - und werden in anderen italienischen Regionen auch "Spaghetti  alla chitarra" genannt. Zudem sind sie im Querschnitt rechteckig und nicht rund.


Die Zubereitung ist mehr als einfach - typisch für die römische Küche -, so einfach, dass ich mir heute noch eine kleine Abweichung vom ursprünglichen Rezept erlaubt habe.
Mit diesem Rezept möchte ich meinen ersten Beitrag zum Blogevent "Cookbook of Colors" einreichen. In diesem Monat regiert dort ganz frühlingshaft die Farbe Hellgrün.

Dienstag, 1. Mai 2012

Ein Hauch von Sardinien - Arista di maiale marinata all'arancia e senape

Das Rezept, das mir vor einigen Jahren in der italienischen Kochzeitschrift "Sale e pepe" aufgefallen war, findet sich sicher in keinem sardischen Kochbuch mit traditionellen Gerichten. Aber die Verwendung von Myrte rief bei mir sofort kulinarische Erinnerungen an die italienische Region wach: Schweinefleisch - besonders Porceddu, Spanferkel am Spieß - wird dort gerne neben den üblichen mediterranen Kräutern wie Rosmarin und Thymian mit Myrtenzweigen aromatisiert.
In Rom habe ich gestern vergeblich ein paar Myrtenzweiglein gesucht, die auf Sardinien in vielen Lebensmittelläden zu kaufen sind. Schließlich wurde ich wieder bei Castroni fündig; allerdings gab es dort nur ein Glas mit getrockneten Myrtenblättern, und somit sieht mein Ergebnis leider nicht so schön aus wie auf dem Foto in der Zeitschrift, auf dem sich ein Myrtenzweig dekorativ um den Knochenkamm windet.



Das in der Zeitschrift beschriebene Rezept verwendet als Fleischstück ein "Carré di maiale", also ein Schweins-Karree mit Knochen. Ich dagegen habe ein vom Knochen befreites Stück genommen, das bei meinem Metzger unter der Bezeichnung "Arista" verkauft wird. "Arista di maiale" bezeichnet aber einfach auch nur einen Schweinebraten.

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